Ein Mäusekonzern kann sich nur bedingt freuen und eine Praktikantin läßt mich alt aussehen – mein einziger Eintrag zur Corona-Krise. Versprochen.
Eine Sache der Perspektive
„Ist das nicht toll – auf Netflix haben sie jetzt ganz viele alte Filme hinzugefügt“. Freudestrahlend blickte mich die Praktikantin in unserem Büro an. Und weckte meine Neugier. Plus Vorfreude. Wird ja auch mal Zeit, dass die Jungs auch ein paar ältere Klassiker mit in ihre Sammlung aufnehmen. Gerade in Zeiten der Ausgangssperre. Manchmal lohnt sich aber investigatives Nachfragen. „Was denn für Filme“ wollte ich wissen. Freudestrahlend fuhr sie fort: „Ja, die ganzen Jason Bourne und Batman-Filme (von Christopher Nolan)“.
Ach, die Jugend. Man will das ja oft nicht wahrhaben, aber in solchen Momenten wird einem dann doch schmerzlich bewusst, dass man eventuell schon ein gutes Stück seiner Lebenszeit verbraucht hat. Ähnlich ging es mir, als in den Nachrichten die ersten Stimmen aufkamen, dass man ja vielleicht schon bald für die Jugend die Corona-Ausgangsbeschränkungen lockern könnte. Der Freude folgte kurz darauf die schmerzliche Analyse, dass damit vielleicht nicht unbedingt die 41jährigen gemeint waren.
Eine Maus auf Kreuzfahrt
Keine Sorge, dass wird jetzt hier kein Meinungsartikel zur aktuellen Lage der Nation in der Corona-Krise. Darüber schreiben schon genügend deutlich intelligentere Menschen. Und zu viel von der anderen Sorte. Auch die möglichen Auswirkungen auf die Filmlandschaft möchte ich hier nicht im Detail durchgehen. Weil das Ganze so komplex ist und man vieles sowieso noch gar nicht absehen kann. Wer Disney zum Beispiel jetzt erst mal beglückwünschen möchte, weil der Start ihres Streamingdienstes in Deutschland wohl kaum zu einem besseren Zeitpunkt hätte kommen können (die Kritik zur ersten Folge der Star Wars Serie „The Mandalorian“ gibts übrigens hier), der sei nur kurz an den ein oder anderen Freizeitpark der Jungs erinnert, der gerade kräftig ins Minus läuft. Ach ja, eine jetzt stillgelegte Kreuzfahrtflotte besitzt der Mäuse-Konzern auch noch. Da sind dann auch ein paar Streaming-Abos mehr nur ein Tropfen auf den heißen Stein
Bei all dem Hype um die aktuellen Streamingdienste sei auch darauf hingewiesen, dass es ja aktuell einen Produktionsstop gibt und viele Filmprojekte erst mal auf Eis liegen. Auch das könnte irgendwann später zu einem Problem werden. Könnte man natürlich mit ein paar Klassikern auffüllen. Womit ich Filme meine, die vor 1980 produziert wurden. Wäre das nicht schön, wie ein Haufen junger Menschen daheim sich an „Casablanca“ erfreut, dem Dialogwitz von „All about Eve“ erliegt oder mit den „Sieben Samurai“ leidet. Gut, ein naiver Gedanke. Aber vielleicht kann ich ja hiermit die Leser dieser Zeilen etwas dazu motivieren, sich doch mal ein paar alte Klassiker zu Gemüte zu führen. Inspiration gibt es zum Beispiel hier.
Kleine Sorgen in großen Nöten
Worüber ich mir (aus Cineasten-Sicht) aber schon etwas Sorgen mache, sind die vielen kleinen Programmkinos, die eventuell der ganzen Krise zum Opfer fallen. Wobei ich mir weniger über die großen Städte Sorgen mache, als um die Kinobetreiber, die in abgelegeneren Orten einen ja sowieso schon aussichtslosen Kampf führen. Das leidenschaftliche Leiden dürfte hier mancherorts wohl nun deutlich zügiger ein Ende finden. Auch wenn solche Probleme im Angesicht der viel schlimmeren Gefahren dieser Krise natürlich verblassen. Und doch blutet mir bei dem Gedanken ein bisschen das Herz.
Bevor das aber jetzt hier in ein „früher war alles besser“-Monolog abdriftet blicken wir noch kurz auf die eigenen Maßnahmen gegen die Corona-Langeweile. Beste Ablenkung finde ich aktuell bei Netflix mit der herrlich abgedrehten Doku „Tiger King – Großkatzen und ihre Raubtiere“. Mit „Ist das Leben nicht schön“ habe ich auch endlich einen meiner noch offenen Klassiker abhaken können. Und als nächstes ist es Zeit, dem guten Charlie Chaplin mal wieder die Ehre zu erweisen. Der ist genau das richtige Gegenmittel für solche trübe Zeiten. Und abseits von der Film- und Serienwelt schnappe ich mir aktuell immer mal wieder das Gamepad und spiele „Red Dead Redemption 2“. Zocken bis Mitternacht,geht doch mit dem Jungsein. Trotzdem freue ich mich schon darauf, wenn ich die gefühlten 17 Kinogutscheine auf meinem Schreibtisch endlich wieder einlösen kann. Also, bis bald an der Kinokasse…