Serie

Meister Eder und Pumuckl – Meister Eder und sein Pumuckl

Ach, Kindheitserinnerungen. Ein Blick zurück auf den Tag, als väterliche Gemütlichkeit auf liebenswertes Chaos traf. Oder besser gesagt Meister Eder auf seinen Pumuckl.

Meister Eder und sein Pumuckl (1982 – 1989) – Die Story

Drehbuch Episode 1: Ellis Kaut, Ulrich König
Schreinermeister Eder (Gustl Bayrhammer) staunt nicht schlecht, als er eines Tages in seiner Werkstatt den rothaarigen Kobold Pumuckl (Stimme: Hans Clarin) entdeckt. Pumuckl wird für Eder sichtbar, da der kleine Kobold an einem Leimtopf kleben bleibt. Natürlich hat das große Koboldsgesetz so einen Fall berücksichtigt und schreibt fest, dass Pumuckl nun für immer bei Eder bleiben muss. Da der gute Eder eher ein Schreiner der gemütlichen und gewissenhaften Sorte ist, während die Lebensaufgabe von Pumuckl dagegen im Bereich der Chaosverbreitung angesiedelt ist, stehen uns jetzt natürlich einige konfliktreiche Abenteuer bevor.

Die Einführung von Meister Eder und Pumuckl

Eigentlich möchte Schreinermeister Eder nur ein kleines Kastl (bayrisch für Schränkchen oder deutscher Nachname von Blogautoren) für seine Kundin Frau Steinhausen zusammenzimmern. Doch das gestaltet sich schwieriger als gedacht, da an diesem Tag in der Werkstatt Gegenstände immer wieder auf mysteriöse Weise ihren Ort wechseln. Als Frau Steinhausen die Werkstatt betritt muss Eder diese also erst mal etwas vertrösten. Immerhin entdeckt die Dame aber das verlorengeglaubte Schloss des Kastl am Ende des Raumes wieder, wird im Gegenzug aber auf ebenso mysteriöse Art und Weise von etwas gestochen. Kaum hat sie die Werkstatt verlassen beobachtet Meister Eder wie weitere Gegenstände sich wie von Geisterhand zu bewegen scheinen. Eder nimmt sich der Sache an und mit einem gezielten Hammerwurf gegen einen Leimtopf kommt dann der Übeltäter des ganzen Schabernacks, am Leimtopf klebend, zum Vorschein: der Pumuckl.

Meister Eder und Pumuckl in "Meister Eder und sein Pumuckl" - Zitat

Pumuckl hadert mit seinem Schicksal und erklärt Eder hochemotional was es mit Kobolden denn genau auf sich hat, warum er nun sichtbar ist und dass er laut Koboldsgesetz nun für immer bei Meister Eder bleiben muss. Eder möchte Pumuckl allerdings erst einmal einer Dusche unterziehen, doch das kommt für diesen gar nicht in Frage. Genauso wie echte Arbeit – eine Einstellung, die Eder jetzt nicht gerade begrüßt. Doch Pumuckl möchte lieber weiter Gegenstände umwerfen, wovon ihn Meister Eder gerade noch so abhalten kann. Glücklicherweise ist Pumuckl aber von der ganzen Aufregung so müde geworden, dass er erst einmal ein kleines Nickerchen in der Sägespäne halten möchte. Und während Pumuckl einschläft fragt sich Meister Eder, oh ihm überhaupt irgendjemand diese verrückte Geschichte glauben wird.

Meister Eder und Pumuckl in "Meister Eder und sein Pumuckl" - Zitat

Die Analyse:

Was es braucht um als Protagonist hier in meinem Blog zu landen? Manchmal reicht einfach schon ein Platz im Herzen des nostalgischen Autors. Die Einführung von Meister Eder und seinem Pumuckl mag keine große Erzählkunst sein, doch ähnlich wie hier ist das für mich angesichts der vielen schönen Kindheitserinnerungen an dieser Stelle zweitrangig. Abgesehen davon, dass Pumuckl sicher darauf hinweisen würde, dass laut Koboldsgesetz ich dazu verpflichtet wäre ihn aufzuführen. Meister Eder wäre dieser neumodische Blogkram wohl egal, er ist trotzdem mit dabei.

Die erste Folge beginnt direkt mit der Introsequenz der Serie, die ich ja in meinem Blog meist außen vor lasse. Auch wenn hier gerade bei älteren Serien natürlich oft ebenfalls schon Charakteraufbau betrieben wird (in diesem Fall singt der Pumuckl zum Beispiel über seine Vorliebe zum Schabernack und Reimen) – aber ich möchte mich im Blog ja generell nicht diesem immer wiederkehrenden Element, sondern der Einführung in der Story widmen. Bei „Meister Eder und sein Pumuckl“ machen wir aber eine Ausnahme, da die erste Folge tatsächlich einen kleinen Kniff in das Intro einbaut. Während man hier sonst Pumuckl über die Dächer Münchens springen sieht, bleibt er im (ansonsten exakt gleichen) Intro der ersten Folge unsichtbar. Dahinter steckt natürlich das hier im Blog schon oft diskutierte Stilmittel, den Auftritt wichtiger Figuren etwas herauszuzögern um diese damit ein klein wenig geheimnisvoller erscheinen zu lassen.

Meister Eder und Pumuckl in "Meister Eder und sein Pumuckl"
Auf den Leim gegangen. Pumuckl wird sichtbar (Foto: ©Universal Studio Canal Video).

Wer hat das wohl wegversteckt
Man möchte also meinen, dass sich die Serie dann erst einmal in Ruhe Meister Eder widmet. Stattdessen wirft sie uns aber direkt in die Action, was fast ein klein wenig ungelenk wirkt (da ein derart abruptes Einstiegen eher ungewöhnlich ist). Direkt zu Beginn fängt Pumuckl (wenn auch selbst unsichtbar) damit an Werkzeuge und Dinge in Meister Eders Werkstatt zu verstecken, was diesen von seiner Arbeit abhält. Damit steigen wir direkt in einen der zentralen Konflikte dieser Serie ein. Meister Eder möchte seine Schreinerarbeit erledigen, während Pumuckl nur Flausen im Kopf hat.

Die ersten Einstellungen arbeiten also schon einmal darauf hin, die Dynamik zwischen den beiden Protagonisten zu etablieren. Meister Eder fängt an zu granteln und will einfach arbeiten, während die heitere Musik bei Pumuckls Aktionen dessen unbeschwerte schelmische Stimmung aufgreift. An den Gegensätzen wird dann brav weiter gefeilt. Als die Kundin den Laden betritt outet sich Eder als pflichtbewusster Mann, der selbstverständlich das Kastl rechtzeitig abliefern möchte. Versprochen ist schließlich versprochen. Eine Einstellung, die natürlich im Gegensatz zu den wilden Koboldslaunen steht.

Meister Eder und Pumuckl in "Meister Eder und sein Pumuckl"
Was für ein redseliger Kobold. Pumuckl erklärt Meister Eder die Tragweite der Situation (Foto: ©Universal Studio Canal Video).

Vater und Sohn
Dem eher gemütlich-gemächlichen Eder wird mit Pumuckl ein ziemlicher Hitzkopf an die Seite gestellt. Das unterstreicht auch die leichte Reizbarkeit der Figur, die wir hier bereits mitbekommen. Nämlich als Pumuckl unsere Kundin zwickt, nachdem diese ein Versteck von Pumuckl ausplaudert. Das schreit ja auch nach Rache. All dies kulminiert dann in der Leimtopfszene, bei der Pumuckl nun für uns und Meister Eder das erste Mal sichtbar wird. Auch das geschieht zu einem relativ frühen Zeitpunkt der ersten Folge (bei einer 25-minütigen Serie für Kinder ist das ja durchaus nachvollziehbar), trotzdem haben wir hier nun schon vorbereitend erste Eindrücke zu den Figuren sammeln können.

Was nun folgt ist ein weiteres typisches Merkmal der Serie (und eines ihrer Erfolgsrezepte), nämlich ein intensiver Schlagabtausch mit einem emotionalen Pumuckl auf der einen und einem streng-gemütlichen Meister Eder auf der anderen Seite. Dabei wird deutlich, dass man hier schnell eine Vater-Kind-Dynamik etablieren möchte – also das große emotionale Herz der Serie. Auf der einen Seite “Vater Eder“, der sich erst mal Sorgen um dieses zarte Wesen macht und es waschen und kämmen möchte. Auf der anderen Seite „Kind Pumuckl“, der rebellisch dagegenhält und waschen und kämmen ja für ganz schrecklich hält. Und der zusätzlich auch noch ein hohes Selbstbewusstsein an den Tag legt („Komm, los, mach mich weg“, „Du bist ja bloß ein Mensch“).

Meister Eder und Pumuckl in "Meister Eder und sein Pumuckl"
Bei Heinzelmännchen platzt ihm der Kragen – Pumuckl geht in die Luft. (Foto: ©Universal Studio Canal Video).

Erst keine Arbeit, dann das Vergnügen
Die Differenzen dieser Figuren werden nun immer deutlicher herausgearbeitet. Wie zum Beispiel der Heinzelmännchen-Vergleich zeigt. Während Pumuckl (wie ein Kind) deren Arbeit und Pflichtbewusstsein als geradezu abstoßend bezeichnet, gibt Eder offen zu, dass so jemand ja besser zu ihm passen würde. Und während Pumuckl von den Segelabenteuern der Klabauter berichtet, weist ihn Eder daraufhin, dass bei ihm ja kein Wind weht. Diese zwei scheinen offensichtlich aus anderen Welten zu kommen.

Vor allem aber erreichen Meister Eder und Pumuckl deutlich unterschiedliche Werte auf der Emotionalitätsskala. Während Meister Eder gegenüber Pumuckl relativ entspannt bleibt, zeigt dieser deutliche Auswüchse in beide Richtungen der Skala. Auf Heinzelmännchen angesprochen geht er wortwörtlich in die Luft, doch nur wenige Augenblicke später schluchzt er traurig angesichts seiner neuen Sichtbarkeit. So sieht eben auch die emotionale Sprunghaftigkeit eines Kindes aus. “Vater Eder“ dagegen bleibt angesichts dieser Wucht an Emotionen ruhig und entspannt. Und, wie es sich für einen Vater gehört, stellt dem Kind Regeln auf und hält Pumuckl zum Beispiel davon ab weiter Sachen herunterzuwerfen.

Meister Eder und Pumuckl in "Meister Eder und sein Pumuckl"
Ab in die Sägespäne, denn Schabernack kann ziemlich anstrengend sein. (Foto: ©Universal Studio Canal Video).

Wo ein Kobold ist, da fallen Späne
In diese Gegenüberstellung der Charaktere wird allerdings auch noch wichtige Exposition gepackt, was dank einer sehr redselig angelegten Figur wie unserem Pumuckl natürlich relativ einfach ist.
Und so erklärt Pumuckl Meister Eder und uns was ein Kobold ist, wieso er nun sichtbar ist und warum er nun für immer bei Eder bleiben muss. Das ist eigentlich eine relativ simple Art um Exposition zu vermitteln, doch dank der Energie der Figur und deren kreativem Hang zu Wortneuschöpfungen wirkt die Präsentation dieser Infos nicht wirklich langweilig und einfallslos.
Am Ende der Einführung entscheidet man sich aber einen kleinen Gang runter zu schalten und dem Publikum eine Atempause zu gönnen. Dafür schickt man den Pumuckl ins Bett. Was ein sehr geschickter Weg ist, um noch einmal die Vater-Kind-Dynamik hervorzuheben.

Während Pumuckl von der ganzen Aufregung erschöpft in die Sägespäne plumpst, hat Meister Eder nämlich nur das Wohl seinen “Kindes“ im Sinn und macht sich Sorgen, dass er diesen versehentlich wegfegen könnte. Papa möchte eben, dass das Kind gut einschläft. Und dann folgt eine sehr liebevolle Endnote, bei der Pumuckl seufzend-niedlich seinem neuen Vater das Vertrauen ausspricht – der würde sowas ja nie mit ihm machen. Geschickt wird so das emotionale Herz der Serie, die Liebe zwischen Elternteil (Eder) und Kind (Pumuckl), vermittelt. Egal wieviel Aufregung und Streit es gibt, am Ende sind beide Seiten wieder versöhnt. So zeigt die Einführungsszene in kurzer Form bereits schon den kompletten dramaturgischen Ablauf einer typischen Serienfolge. Das mag angesichts der relativ zügigen und direkten Charaktereinführungen vielleicht nicht der kreativste aller Wege sein. Doch der wichtigste Job einer Einführung wird ziemlich erfolgreich erledigt, da sie mit viel Charme die liebevolle Essenz der Serie auf den Punkt bringt. Fokus aufs Wesentliche, das kann schon ziemlich effektiv sein. Koboldsgesetz.

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