Läßt sich ganz entspannt leben im Nobelviertel Bel-Air. Zumindest bis ein Möchtegern-Prinz mit Ghetto-Blaster auftaucht. Bringt frischen Wind, auch wenn keiner danach gefragt hat: Will Smith.
The Fresh Prince of Bel-Air (1990-1996) – Die Story
Drehbuch Episode 1: Andy Borowitz, Susan Borowitz
Schon Bruce Springsteen wusste: Das Leben ist hart in den Straßen von Philadelphia. Merkt auch der etwas extrovertierte Jugendliche Will Smith (Will Smith). Nach einer kleinen Keilerei wird er von seiner besorgten Mutter nach Los Angeles umgesiedelt. Er soll dort im deutlich ruhigeren Nobelviertel Bel-Air bei seiner wohlhabenden Tante Vivian und deren Familie unterkommen. Die sind aber einen deutlich niveauvolleren Umgang gewohnt. Und so sorgt unser bunter Vogel mit seiner ganz eigenen Art hier bald für jede Menge Diskussionsstoff.
Die Einführung von Will Smith
Mit Musik ist alles schöner – auch eine Einführung. In dem von Will Smith gesungenen Intro erfahren wir von unserer Hauptfigur gleich zu Beginn der Serie, was sie denn genau nach Bel-Air verschlagen hat. Wir sehen Will beim illegalen Graffiti sprayen und Basketball spielen – und er gibt dabei rappend zu: war schon eine chillige Jugend in Philadelphia. Bis Will in eine kleine Keilerei mit ein paar bösen Jungs gerät. Und die besorgte Mutter ihn zur Tante nach L.A. schickt. Überschwänglich genießt Will sowohl den Erste-Klasse-Flug als auch die Ankunft im Nobelviertel. Und rappt fröhlich, dass er sich mit diesem Reichtum gut anfreunden könnte. Im farbenfrohen Look steigt er dann aus einem Taxi, um an die Tür seines neuen Heims zu klopfen. Und schließt seinen Rap damit ab, dass er nun endlich hier sei um seinen Thron als Prinz von Bel-Air in Anspruch zu nehmen…
Die Analyse:
Ein schmissiger Song zur Charaktereinführung – auch mal was anderes. Im Hinblick auf den Background des Hauptdarstellers Will Smith, der davor als Rapper „Fresh Prince“ von sich reden gemacht hatte, dabei aber auch durchaus logisch. Und überdreht zugleich, wie so oft bei Sitcoms. Dabei ist es vor allem das gute alte „Fish-out-of-water“-Prinzip, das hier zum Tragen kommt. Wobei die Macher tunlichst darauf achten, dass unser Protagonist, trotz all dem „Wahnsinn“, noch ganz sympathisch rüberkommt.
Alleine die erste Aufnahme setzt schon einmal gleich die Grundstimmung für das, was da kommen wird. Will Smith im knallbunten Outfit auf einem sich drehenden goldenen Thron. Der „Streetvibe“ des Charakters wird durch das lässige Outfit und die Graffiti im Hintergrund dabei hervorgehoben. Und man kann sich schon jetzt denken, dass dieser Junge wohl etwas abgedreht sein dürfte. Kombiniert mit dem einsetzenden Rap und dem im Sprayer-Style präsentierten Titel der Serie wird hier schon in den ersten Sekunden ziemlich stark an der Charakterkurbel gedreht.
Der Tacho zeigt Crazy
Was dann folgt ist, rein nüchtern betrachtet, erst einmal ein simples Erzählen der bisherigen Lebensgeschichte von Will. Eigentlich ja ein etwas verpöntes Mittel bei der Charaktereinführung. Aber es kommt eben auf die Präsentation an. Dass unser Junge ziemlich viel Power hat und ein bunter Vogel ist wird uns dabei gleich auf mehreren Ebenen vermittelt. Da wäre einmal natürlich der hippe Rap-Song. Set-Design und Outfit wären das nächste Stichwort. Das von einer Farbexplosion heimgesuchte Zimmer von Will oder dessen Elefantenkopfhörer lassen nicht gerade auf eine zukünftige Karriere als Beamter schließen. Genau sowenig wie Wills Bewegungsenergie, denn der Junge kommt im Intro ja nie zur Ruhe. Wieso in ein Taxi setzen, wenn man auch springen kann. Und all das wird dann noch durch die Inszenierung verstärkt, die immer wieder mit Zeitraffer arbeitet und so alles noch abgedrehter wirken läßt.
Das zieht sich dann auch konsequent durch das ganze Intro durch. Wie so oft bei Sitcoms entscheidet man sich hier in Sachen Humor dann doch für die brachialer Variante und drückt das Gaspedal in Sachen Craziness einfach immer komplett durch. Humor liegt ja eben oft in der Übertreibung. Trotzdem lohnt es sich bei all dem bunten Feuerwerk auch noch ein bisschen genauer hinzuschauen. Dann wird klar, dass hier bei all dem Trubel doch sorgsam darauf geachtet wurde, dass unsere Figur nicht zu unsympathisch rüberkommt.
Er will doch nur spielen
Ja, Will bekommt in dieser Einführung sowohl Ärger mit der Polizei als auch mit ein paar bösen Jungs. Bei letzteren wird er aber im Song als klar als unschuldig bezeichnet und die Auseinandersetzung auch optisch verharmlost. Und der Konflikt mit dem Polizist löst sich am Ende auch in einem sympathischen Gag auf. Die klare Botschaft: Will mag ein Rotzbengel sein, aber ein harmloser. Ein ähnliches Bild ergibt sich im Flugzeug, wo Will mit ein paar Damen flirtet und dann auch einmal ein Dekolleté aus der Nähe inspiziert. Die entspannten Reaktionen der Damen lassen aber gar keinen falschen Verdacht aufkommen. Nein, Will ist doch ein netter Junge.
Und dann ist da wieder das gute alte Mittel des Kontrasts, mit dem hier unsere Figur positioniert wird. Zuerst sehen wir Will im „bodenständigen“ Philadelphia, wo er Basketball spielt und Wände mit Spray besprüht. Nach dem Ärger mit der Gang und der Entscheidung seiner Mutter folgt dann Wills Luxus-Flug nach Hollywood. Und sein entspanntes Verhalten in diesem neuen Umfeld macht deutlich, dass Will seine Lockerheit nicht am Flughafen abgegeben hat. „Scheint doch ganz ok hier zu sein“ singt Will dann auch augenzwinkernd. Und so wird dann auch der Taxifahrer in Los Angeles per coolem Handschlag begrüßt. Will bleibt ein Kind der Straße.
Mehr als nur Musik
Fast symbolisch für die Rolle der Figur ist dann auch die Art und Weise, wie Will beim Anwesen seiner Tante ankommt. In lockeren Shorts, mit großem Grinsegesicht und die Kamera gezückt – das hat etwas von einem Touristen der gerade Disneyland besucht und einfach nur Spaß haben möchte. Und am Ende schließt sich dann auch der Kreis der Figur. Am Ende des Intros stellt Will fest, dass er hier nun seinen Thron als Prinz von Bel-Air in Anspruch nehmen möchte. Anderes Umfeld, gleicher Charakter – das kann interessant werden.
So ist das Intro von „The Fresh Prince of Bel-Air“ dann doch etwas mehr als einfach nur ein abgedrehter Song zur Einstimmung. Und gar nicht so unclever geht es dann auch weiter. In der folgenden Sequenz der Eröffnungsfolge konfrontiert man Will dann nämlich mit dem wohl größten Extrem, dass man einem Kind der Straße vor die Nase setzen kann: dem Butler des Anwesens. Aber das ist eine andere Geschichte…