Serie

Thomas Magnum – Magnum, P.I.

Der Vorteil eines teuren Ferraris? Frauen mögen einen auch trotz Pornobalkens. Sieht bei Hunden aber leider anders aus. Zeus, Apollo, schnappt euch Thomas Magnum!

Magnum, P.I. (1980-1988) – Die Story

Donald P. Bellisario, Glen A. Larson
Was für ein Leben. Privatdetektiv Thomas Sullivan Magnum (Tom Selleck) wird vom berühmten Schriftsteller Robin Masters als Sicherheitsbeauftragter für dessen Villa eingestellt. Die wohlgemerkt am Strand von Hawaii steht. Die stressige Alltagsroutine: ein bisschen schwimmen gehen und nebenher noch ein paar kleinere Fälle für meist attraktive Damen lösen. Aber es gibt ja immer eine Spaßbremse. Und die heißt hier Jonathan Higgins und nimmt den Job als Verwalter des Anwesens etwas zu ernst.

 

Die Einführung von Thomas Magnum

Wir sehen unsere durchtrainierte Hauptfigur an den Strand von Hawaii schwimmen. Im Schlepptau: ein kleiner wasserdichter Sack. Erschöpft steigt Magnum aus den Fluten und greift sich erst mal an die anscheinend etwas lädierte Schulter. Während er zum Hintereingang eines großen Anwesens läuft, erzählt uns Magnum im Off was hier eigentlich gerade passiert. Er teilt uns mit, dass er in das Haus des berühmten Schriftstellers Robin Master einbrechen wird. Und das er dort erst einmal an dem etwas zu strengen Hausverwalter Jonathan Higgins vorbeischleichen muss, der gerade vom Balkon aus seine beiden Dobermänner Zeus und Apollo füttert.

Umsonst im Gästehaus wohnen und im Gegenzug dafür ein paar Sicherheitschecks durchführen – diesen Deal hat Magnum mit Robin Masters vereinbart. Heute im Programm: wir stehlen den Ferrari. Vorher greift sich Magnum aber noch einmal an eine Narbe an seiner Schulter. Im Flashback erinnert er sich nachdenklich an seine unheilvolle Zeit als Soldat in Vietnam. Dann rückt aber wieder die etwas angenehmere Mission in den Vordergrund. Dazu lockt Magnum mit einem kleinen Kassettenrecorder die beiden Dobermänner vom Grundstück. Higgins kann dieser zwar wieder zurückholen, aber Magnum schafft es gerade noch so vor der Rückkehr der Hunde den Ferrari zu knacken und einzusteigen.

Vorsicht Spaßbremse im Anmarsch. Thomas Magnum versteckt sich vor seinem „Peiniger“. (Foto: ©Universal Pictures Germany GmbH)

Blöd nur, dass der Wagen dann nicht anspringt. Unser guter Higgins hat nämlich eine Art Zahlenschloss dort eingebaut. Thomas Magnum bleibt nur eine Minute um den Code zu knacken. Zwei attraktive junge Damen, Gäste von Robin Masters, kommen derweil neugierig zum Ferrari gelaufen. Tipps für das Knacken des Codes haben sie aber auch nicht wirklich parat. Während Higgins sich bereits triumphierend dem Wagen nähert, kommt Magnum der zündende Gedanke. Er gibt Robin Masters Telefonnummer ein, startet den Wagen und braust gerade noch so durch das Eingangstor, welches Higgins vergeblich versucht rechtzeitig zu schließen. Spürbar gut gelaunt hält Magnum außerhalb des Tores dann an und öffnet das Verdeck des Wagens. Seine Stimme aus dem Off versichert uns derweil, dass das Schicksal eine Niederlage gegen Higgins ihm ja nie antuen würde. Verschmitzt blickt Magnum dann direkt in die Kamera und braust davon.

Die Analyse:

Nein, es ist nicht der dicke Schnauzer von Magnum, der als Erstes eingeführt wird. Sondern sein athletischer Körper. Hat fast etwas von einem Bondfilm, wie Magnum mit durchtrainiertem Body hier aus den Fluten von Hawaii steigt und dann geheimnisvoll an einer Mauer entlang schleicht. Nun kann man „sexy“ natürlich nicht wirklich als Charaktereigenschaft gelten lassen. Aber es wird doch deutlich, dass es diesem Mann offensichtlich wichtig ist sich fit zu halten. Und diese Art des Auftritts zahlt auch auf das Konto des Sunnyboy-Images ein, mit welchem unsere Hauptfigur gleich mehrmals in ihrer Einführung in Verbindung gebracht wird. Das Magnum allerdings mehr als nur ein gut aussehender Sunnyboy ist, zeigen dann die nächsten Minuten. Sie etablieren unsere Hauptfigur als genauso charismatisch-verspielten wie ehrgeizigen Lebemann mit einer traumatischen Vergangenheit.

Einen kleinen Teaser auf ein dunkleres Kapitel unseres Privatdetektivs folgt dann auch auf den Fuß. Magnum fasst sich nach seiner Schwimmübung an seine scheinbar verletzte Schulter. Was noch eine Zerrung sein könnte entpuppt sich später als handfestes Trauma. Bleibt aber erst einmal nur ein Teaser. Es folgen stattdessen nun ein paar Hintergrundinformationen, damit der Zuschauer dem Treiben nicht zulange orientierungslos zuschauen muß. Gelöst wird das mit einem Voice-Over. Ein ja oft verpöntes Stilmittel, dem das nüchterne Flair eines Erklärvideos nachhängt. Kommt aber, wie bei jedem Stilmittel, natürlich auf die Umsetzung an. Hier ist es nun aber wirklich eher einfallslos geraten, da Magnum die Hintergrundinfos zu seiner Aufgabe dann doch relativ nüchtern erklärt. Gelungen ist aber sein allererster Satz, der dann doch die Figur ganz gut zusammenfasst.

Fast so gut wie damals Pausenbrot klauen. Thomas Magnum freut sich diebisch über den scheinbaren Triumph. (Foto: ©Universal Pictures Germany GmbH)

Das clevere Kind im Manne
It’s funny the things a grown man will do for a living. Diese ersten Worte verkörpern genau das, was wir von dieser Figur und der Serie erwarten dürfen. Nämlich eine gewisse Leichtigkeit und eine Hauptfigur, die zwar erwachsen ist, bei der sich aber auch regelmäßig das Kind im Manne outen darf. Alleine die Entscheidung, die erste Folge mit dem spielerischen „Duell“ zwischen Magnum und Higgins zu beginnen, spricht schon Bände. Und was wäre wieder einmal besser, als wichtige Charakterzüge einer Figur dadurch hervorzuheben, dass man ihr einen entegengesetzt gepolten Gegenspieler serviert.

Hier der lockere Magnum, dort der spießige Higgins – so lassen sich die nächsten Minuten und das Duell der Beiden gut zusammenfassen. Dadurch das Magnum sich gleich mehrmals über den Spießer Higgins aufregt wird deutlich, dass er selbst eher eine lockere Kugel schieben möchte. Kombiniert wird das mit einem fast kindlichen Spieltrieb, hohem Einfallsreichtum und dem bereits erwähnten Sunnyboy-Charme. Ob der Trick mit dem Kassettenrekorder am Strand oder das Erraten des korrekten Security-Codes im Auto – Magnum ist offensichtlich nicht auf den Kopf gefallen. Ebenfalls wichtig: er genießt seine kleinen Triumphe. Wenn Magnum die Hunde aussperrt, noch rechtzeitig vor ihnen in den Ferrari steigen kann, dessen Security-Code bezwingt oder gerade noch durch das sich schließende Tor braust – immer quittiert unser Protagonist diese Erfolge mit einem triumphierend-kindlichen Grinsen. Charakteraufbau passiert eben nicht immer nur durch Aktion, sondern oft auch durch Reaktion.

Eigentlich ist Magnum ja im Stress – aber ein kleiner Flirt ist ja nie verkehrt. (Foto: ©Universal Pictures Germany GmbH)

Sonnyboy mit Ehrgeiz
Ja, unsere Hauptfigur nimmt ihre Aufgabe als Security-Beauftragter nicht ganz so ernst. Das Magnum den „Diebstahl“ des Ferraris den beiden Damen gegenüber als Spielchen beschreibt unterstreicht das. Wobei in dieser Szene auch wieder das Sunnyboy-Image zu Tage tritt. Selbst im stressigsten Moment hat Magnum nämlich Zeit für einen kurzen Flirt mit den weiblichen Gästen des Anwesens. Womit wir dann auch wieder ein paar Parallelen zu Bond ziehen könnten, der ja selbst beim gefährlichsten Auftrag seiner Majestät sich die Zeit für das andere Geschlecht nimmt. Ein richtiger Gentleman eben. Der aber klar die Hosen an hat. Dazu passt dann auch gut die Aussage von Magnum, dass er ja gerne mit den beiden Damen essen würde, aber eben nun wichtigere Pläne hat. Er setzt hier die Prioritäten.

Bei all dem Charme und den spielerischen Elementen dieser Einführung darf aber eines nicht übersehen werden. Magnum mag der lockere Sonnyboy sein, aber das Duell mit Higgins weckt ihn ihm auch den sportlichen Ehrgeiz. Als sich Magnum von den Hunden kurz ablenken läßt ärgert er sich über sich selbst. Und der überraschende Security-Code im Ferrari bringt ihn erst so richtig auf Touren. Jedes Hindernis spornt ihn weiter an, weil Magnum vor allem eines unbedingt vermeiden möchte: verlieren. Er liebt den sportlichen Wettstreit und verläßt nur ungern als Zweiter den Platz.
Wir haben es hier also nicht einfach nur mit einem relaxten Sunnyboy zu tun, der alles nur auf die leichte Schulter nimmt.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Unser Sunnyboy hat definitiv schlimmeres erlebt als von 2 Dobermännern gejagt zu werden. (Foto: ©Universal Pictures Germany GmbH)

Charmebolzen mit Schmerzen
Wo wir schon von Magnums Schulter reden, die hat noch einen ganz besonderen Auftritt. Nach dem ein erster Teaser Magnums Schulterschmerzen etabliert hat, bekommen wir wenige Augenblicke später die Gründe dafür serviert. Und mit ihm das so oft genutzte „dunkle Kapitel“ eines Protagonisten. Ja, das wirkt schon sehr lieblos am Reißbrett entworfen, wie da mal eben kurz das Vietnamtrauma des Protagonisten anhand einer Narbe und eines kurzen Flashbacks eingeführt wird. Nach dem Motto: ein bisschen Tiefe brauchen wir aber die lustige Party wollen wir ja eigentlich nicht stören. Wirkliche Tiefe sieht anders aus.

So dominiert in der Einführung von Magnum, trotz diesem kleinen Ausflug in die traumatische Vergangenheit des Protagonisten, doch eindeutig die Leichtigkeit. Magnum wird uns als cleverer und charismatischer Sunnyboy präsentiert, dessen Ehrgeiz genauso sportlich ist wie seine Figur. Diese Leichtigkeit wird in der letzten Szene noch einmal unterstrichen. Niemals würde das Schicksal ihn verlieren lassen, meint Magnum, und öffnet das Verdeck des Wagens. Die Sonne scheint nun also auf unseren Protagonisten, der dann mit einem kindlichen Grinsen davonbraust. Ein ziemlich passendes Bild für unsere Hauptfigur. Natürlich, das stellenweise etwas plumpe Voice-Over und das lieblos eingeworfene Vietnamtrauma stellen nicht gerade Glanzpunkte der Charaktereinführung dar. Aber in Punkto Charme ist der sich steigernde Wettstreit mit Higgins ein wundervolles Vehikel um eine dem Publikum sympathische Hauptfigur zu etablieren.

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