Serie

Jana Liekam – Bad Banks

Was möchtest du mal werden, wenn du groß bist? Wie wärs mit intriganter Bankerin? Na dann, ab mit dir ins Haifischbecken Jana Liekam.

Bad Banks (seit 2018) – Die Story

Drehbuch Episode 1: Oliver Kienle
Die junge Investmentbankerin Jana Liekam (Paula Beer) wird überraschend gekündigt. Ihre ehemalige Chefin vermittelt der karrierefixierten Jana aber gleich den nächsten Job. Direkt bei der Konkurrenz. Inklusive intrigantem Hintergedanken. Darauf sollte sich die gute Jana also lieber nicht einlassen. Tut sie aber. Gäbe ja sonst auch keine Serie. Und wir würde jede Menge hinterlistige Machtspiele und miese Manipulationen verpassen. So ist das eben, auf der rutschigen Karriereleiter.

 

Die Einführung von Jana Liekam

Wir begleiten in der Einführung Jana Liekam auf ihrem Weg durch eine in Anarchie verfallene Frankfurter Innenstadt. Grund dafür ist ein Bankenkollaps: die Geldautomaten spucken keine Scheine mehr aus. Ein Bekannter läßt Jana durch die Hintertür in das Headquarter einer Bank hinein, in der die Mitarbeiter gerade ihre letzten Sachen packen. Jana begibt sich dort auf die Suche nach etwas, das sie aber leider nicht findet. Stattdessen trifft unsere aufgewühlte Protagonistin hier auf den Banker Fenger, der sie wutentbrannt zur Rede stellen möchte. „Wofür“, wirft er ihr entgegen. Jana nimmt Reißaus.

Die Analyse:

Und wiedereinmal startet eine Serie mit einem Teaser. Genauer gesagt bekommen wir einen Blick auf das Ende der Staffel serviert. Neugierig machen ist also angesagt. Ähnlich verhält es sich auch mit unserer Protagonistin, denn eines wird in deren Einführung sehr deutlich: An dem Chaos in Frankfurt ist unserer gute Jana wohl nicht so ganz unschuldig. Auch wenn in der ersten Sequenz der Fokus eher auf Story als Charakter liegt, bekommen wir dennoch ein paar nette kleine Eindrücke von unserer Hauptfigur präsentiert.

Wenn die Kamera zu Beginn von dem Chaos auf der Straße zu Jana übergeht und sie dann auf deren Weg zum Bankgebäude begleitet, dann sehen wir erst einmal nur ihren Rücken. Den Kapuzenpulli über den Kopf gezogen wirkt sie erst wie einer der vielen Randalierer auf der Straße. Ihre schnellen und zielgerichteten Schritte zeigen aber, dass hier irgendetwas anderes im Busch sein muss. Wie schon oft gesehen, hält man die Spannung also dadurch hoch, dass das Gesicht unserer Figur noch im Verborgenen bleibt. Stattdessen erfahren wir mehr über ihr Umfeld. So führt ihr Weg an einer Journalistin vorbei, die gerade für das Fernsehen die Krise kommentiert. Und später passieren wir dann einen Fernseher, auf dem die Nachrichten laufen. Geschickt wird Jana so erst einmal als eine Art Anker zur Informationsvermittlung genutzt.

Auch ein Rücken kann entzücken. Jana auf dem Weg durch die Frankfurter Innenstadt (Foto: ©eye see movies).

Die Verwandlung der Hauptfigur
Alles wird aber anders, als Jana das Bürogebäude betritt. Denn dann erfolgt ihre Verwandlung. Weg mit dem Kapuzenpulli, weg mit der Haarspange. Et voilà, eine feingekleidete Bankerin kommt zum Vorschein. Wir bekommen also sozusagen erst jetzt die wahre Jana serviert. Geheimnisvoll bleibt es trotzdem, weil die Figur gefühlt virtuell weiter die Kapuze tief im Gesicht hat. Mit gesenktem Kopf eilt sie, wie vorher in der Straße, durch das Gebäude. Das wird vor allem im Kontrast zu ihrem Kollegen deutlich, der ihr mit erhobenem Kopf folgt, dann aber schon kurz darauf von ihr abgehängt wird und sich stattdessen verständnisvoll um seine frustrierten Kollegen kümmert. Die Jana aber wiederum komplett egal sind.

Stück für Stück baut die Einführung beim Zuschaue so das Gefühl auf, dass Jana wohl irgendetwas angestellt haben muss. Und genau ab dem Moment, wo Jana nun alleine in einem langen Flur sich verzweifelt auf die Suche nach etwas begibt, bekommen wir die ersten wirkliche Einblicke in diese Figur. Bis davor hatte sie ihre Gefühle noch halbwegs unter Kontrolle. Was auch ein Indiz dafür ist, dass sie Schwäche oder Nervosität nur ungern offen zugibt. Will eben ein toughes Mädel sein. Aber jetzt, wo sie unbeobachtet ist, verliert sie diese spürbar und Jana wird immer aufgewühlter. Verdeutlicht durch die emotionale Hektik, mit der sie im Gang auf ihre Suche geht.

Augen auf und durch. Jana steht die Schuld ins Gesicht geschrieben (Foto: ©eye see movies).

Keine Schwäche zeigen
Dieser Teil der Einführung ist so faszinierend, weil wir nun einen ganz entscheidenden Part ihres Charakters in Aktion sehen. Jana also genauso toughe wie emotionale Frau – ein innerer Krieg, der sie die ganze Serie lang verfolgen wird. Sie will mit den großen Bankern mitspielen und muss sich dafür ein dickes Fell zulegen. Allerdings ist sie als junges Küken da noch in der Lernphase – immer gelingt es ihr nicht. Und genau das beobachten wir hier nun. Als Jana nämlich das was sie sucht nicht findet sinkt sie in sich zusammen und ist den Tränen nahe. Die Fassade der toughen Bankerin bricht zusammen. Jana ist kurzzeitig „Mensch“.

Aber eben nur für einen kurzen Moment. Denn dann tritt der Banker Fenger aus einer Nebentür, den sie offensichtlich zu kennen scheint. Und sie reißt sich direkt wieder zusammen und steht auf. Mit eiskaltem Blick. Und es ist die Reaktion auf das vorwurfsvolle „Wofür“, das ihr Fenger entgegenschleudert, welches den spannendsten Einblick in die Protagonistin gewährt. Ohne mit der Wimper zu zucken tritt sie ihm entgegen und plustert sich dabei fast auch noch etwas auf. Sie gibt Contra. Da ist sie wieder, die toughe Frau, die keine Schwäche zeigen möchte. Und wir bekommen einen ziemlich guten Eindruck davon, dass Jana sicher kein harmloses Opfer von all dem ist, was hier passiert ist.

Ich bin ein toughes Mädel. Jana tritt Fenger entgegen. (Foto: ©eye see movies)

Eine Frau mit Potential
Am Ende flüchtet sie dann aber doch, als Fenger ihr zu nahe kommt. Jana ist eben doch noch nicht tough genug, um wirklich gegen ihn bestehen zu können. Aber sie hat es versucht und zeigt Potential. Und genau das trifft den Charakter der Figur und ihren Werdegang in der Serie dann doch ziemlich gut. So bekommt man am Ende der Einführung als doch noch einen ganz entscheidenden Charaktermoment geliefert. Gleichzeitig baut die Einführung so gekonnt auch einen Spannungsbogen auf, der dann eben mit dem Duell zwischen Jana und Fenger ihren Höhepunkt findet. Womit hier dann gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Der Zuschauer wird neugierig gemacht, bekommt ausreichend Background-Infos serviert und einen ersten wichtigen Fingerzeig auf den Charakter der Protagonistin. Kann also losgehen, mit der Krise…

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