Abgeschweift

Regentänze in Frisco

Gerade schlechte Laune und auf der Suche nach Aufheiterung? Ich muss dann immer an einen kleinen Vorführraum an der San Francisco State University denken.

Ich war im Jahr 2002 für ein Austauschsemester nach San Francisco gezogen und, auch wenn es teilweise gar nicht so leicht war zwischen all den Ausflügen und Parties noch Zeit dafür zu finden, kam dann doch auch tatsächlich dazu, die ein oder andere Vorlesung zu besuchen. Mit Abstand mein Lieblingskurs war dabei die „Film Noir“-Klasse mit Professor Jim Kitses. Ein angegrauter Herr mit großer Brille und kleinem Bauchansatz (vielleicht war es auch umgekehrt), der uns voller akademischer Inbrunst einmal pro Woche in eben jenen Vorführraum entführte, um uns dort Genreklassiker wie „Double Indemnity“, „Gun Crazy“ oder „Out of the Past“ näherzubringen.

Nun ist „Film Noir“ ein vom Stil her zwar äußerst faszinierendes Genre, steht aber sicher nicht im Generalverdacht gute Laune zu verbreiten. Mord und Verrat lauern hier an jeder Ecke, insbesondere als männliche Hauptfigur sind die Überlebenschancen eher gering und tendieren sogar gegen Null, wenn man im Laufe der Geschichte den Fehler macht sich in eine attraktive Frau zu verlieben. Und so begann sich der gute Professor dann doch nach einer Zeit zu wundern, ob es im winterlichen San Francisco wirklich eine gute Idee war junge und (noch) idealistische Studenten wöchentlich in einen dunklen Raum zu sperren, um ihnen eine geballte Dosis schlechtes Karma unterzujubeln.

Und so kam er auf eine Idee, die mich noch heute immer zum Lächeln bringt, wenn ich an sie denke. Nach jedem „Film Noir“-Film warf er als Rausschmeißer einfach für ein paar Minuten Gene Kellys wohl berühmteste Tanzszene aus „Singing in the rain“ auf die Leinwand. Und egal wie blutig das Geschehen davor auch gewesen sein mochte, der Effekt beim Publikum war immer der gleiche – wir alle verließen fortan immer mit einem lebensbejahenden Lächeln den Saal. Ob der gute Professor damals vielleicht so die ein oder andere Beziehung gerettet hat – ich weiß es nicht. Aber noch heute ist diese Szene für mich mit die beste Medizin wenn die Stimmung mal wieder im Keller sein sollte. What a glorious feeling, I’m happy again…

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